Die Tarifrunde 2024 in der Metall- und Elektroindustrie fand unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen statt. Die Branche kämpfte mit einer anhaltenden Rezession, drastisch gestiegenen Energiekosten und einem schwächelnden Weltmarkt. Viele Unternehmen in der Region verzeichneten rückläufige Aufträge und mussten bereits Anpassungen vornehmen.
Dennoch einigten sich die IG Metall auf eine enorm hohe Lohnforderung von sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Diese Forderung aus dem Juni stellte die Arbeitgeber vor eine kaum lösbare Aufgabe. „Die Unternehmen gehen durch ein tiefes Tal, das zeigen alle Kennzahlen. Die IG Metall sollte sich die Lage nicht schönreden, sondern den Tatsachen ins Auge sehen“, warnte VME-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. „Übermäßig steigende Arbeitskosten würden die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche weiter gefährden.“
Die Arbeitgeber machten bereits in der ersten Verhandlungsrunde im September deutlich, dass die Forderung der IG Metall angesichts der wirtschaftlichen Lage völlig unrealistisch war. Mit einem ersten Angebot von 2,5 Prozent mehr Geld, gestreckt über 24 Monate, sollten die Unternehmen Planungssicherheit bekommen. Die IG Metall lehnte die Offerte kategorisch ab und kündigte Ende Oktober kurz vor dem Ende der Friedenspflicht Warnstreiks an.
Die zeitweiligen Ausstände belasteten die ohnehin angespannte Situation der Unternehmen zusätzlich. Trotzdem blieben die Arbeitgeber bei ihrer Einschätzung: Mehr als das wirtschaftlich Vertretbare konnte nicht verteilt werden. Nach intensiven Verhandlungen gelang es schließlich, im Pilotbezirk Küste in der vierten Verhandlungsrunde einen tragfähigen Kompromiss zu erzielen. Die Tarifentgelte stiegen in zwei Stufen um 2,0 Prozent (zum 1. April 2025) und um 3,1 Prozent (zum 1. April 2026) bei einer Laufzeit von 25 Monaten. Hinzu kam eine Einmalzahlung von 600 Euro. Betriebe in wirtschaftlich schwieriger Lage haben weiterhin die Möglichkeit, automatisch von dieser Einigung abzuweichen.
„Wir als Sozialpartner der M+E-Industrie zeigen Verantwortung und einigen uns. Auch in einer schwierigen Lage sind wir fähig zum Kompromiss“, sagte Stefan Moschko, Vorstandsvorsitzender und Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME).
Der Tarifabschluss wurde von der Politik und den Medien gelobt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: "Dieser Abschluss anerkennt die Grenzen des Machbaren und schafft dennoch Perspektiven für die Beschäftigten."
„Wir können den Kompromiss auch deshalb mittragen, weil er eine Entlastung für Betriebe in schwieriger Lage ermöglicht“, sagte Moschko weiter. Liegt die Nettoumsatzrendite bei 2,3 Prozent oder darunter, können Sonderzahlungen gestrichen, gekürzt oder verschoben werden. Eine gute Nachricht für junge Menschen sei die Anhebung der Azubi-Vergütungen. „Damit setzen wir ein Signal, dass die Metall- und Elektroindustrie attraktiv ist und Zukunft hat.“
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